Pressemitteilung
des BUND Thüringen vom 21.01.2004:
Neues Hochwasserschutzkonzept
der Landesregierung setzt weiter auf Beton
Millionen für Flussverbauung statt Renaturierung
Erfurt. Das neue Handlungskonzept der Landesregierung zum Hochwasserschutz
setzt nach Angaben des BUND Thüringen weiter auf Beton. Durch das Konzept
werde der Flussverbauung der Vorrang vor der Renaturierung der Auen eingeräumt.
Dadurch werde die verfehlte Flusspolitik der Vergangenheit fortgesetzt.
„Wer im Hochwasserschutz weiter auf Flussverbauung setzt, hat aus den
Hochwasserkatastrophen offensichtlich nichts gelernt.“, erklärte
Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen.
„Für einen wirksamen Hochwasserschutz brauchen die Flüsse
mehr Raum und nicht höhere Deiche“.
Nach Angaben des BUND Thüringen sind die für das Jahr 2004 geplanten
Ausgaben in Höhe von rund 25 Mio. Euro fast ausschließlich für
die Flussverbauung und Deichbaumaßnahmen vorgesehen.
Als Paradebeispiel verfehlter Hochwasserpolitik nannte Vogel die Absicht der
Landesregierung, die Unstrutdeiche zwischen Sömmerda und Leubingen wieder
zu sanieren. Statt durch die Rückverlegung der Deiche die Ortschaften
vor Überflutung zu schützen, würden hier nur die Ackerflächen
eingedeicht. Dadurch würde der Fluss wieder in ein enges Korsett gezwängt
und die nächste Hochwasserkatastrophe vorprogrammiert.
Mit den geplanten Rückhaltebecken an der Gera bei Angelroda und an der
Werra bei Eisfeld würden für das neue Handlungskonzept Planungen
aus den achtziger Jahren wieder aus den Schubladen gekramt.
Allein an der Werra behindern nach Angaben des BUND Thüringen bereits
über 60 Querbauwerke die natürliche Wanderung von Fischarten. Sie
sind der Hauptgrund für das Aussterben von Wanderfischarten wie Lachs
und Nase. Zukunftsorientierte Flusspolitik müsse daher für den Abbau
alter Querbauwerke und nicht für den Aufbau neuer Hindernisse sorgen.
Vogel wies auch auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hin, welche
die Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustandes der Gewässer
fordere.
„Das neue Hochwasserschutzkonzept der Landesregierung entpuppt sich
als alter Zopf von Maßnahmen aus den achtziger Jahren. Obwohl sich Vertreter
der Landesregierung nach den Hochwasserkatastrophen der vergangenen zwei Jahre
davon vollmundig distanziert haben, hat ein Jahr später der Hochwasserschutz
mit Beton und Planierraupe wieder Hochkonjunktur.“
Der BUND Thüringen forderte die Landesregierung auf, ihr neues Handlungskonzept
zum Hochwasserschutz zu überarbeiten und die Mittel für die Renaturierung
der Flussauen statt für die weitere Flussverbauung einzusetzen.
Für Rückfragen: Dr. Burkhard Vogel, Tel. 0361 555 03 12 oder 0170 73 19 593