Rezept gegen Werra-Flut
22.05.2004 - Artikel aus HNA Online
WERRA-MEISSNER-KREIS.
Unter dem Stichwort Gewässerdynamik an der Werra versucht die Hessische
Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) im Werra-Meißner-Kreis,
dass Geld für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorrangig für
den ökologischen, umweltverträglichen Hochwasserschutz verwendet
wird. Konkret schwebt HGON-Arbeitskreisleiter Wolfram Brauneis (Eschwege)
vor, dass direkt an die Werra angrenzende Grundstücke aufgekauft werden
sollten.
Dann sei zu prüfen, ob hier und da die Steinpackungen entfernt werden
können, um bei Hochwasser ankommende Wassermassen in Zweigrinnen und
Flutmulden einzuleiten.
Dies bedeute eine natürliche Wasserrückhaltung, erläuterte Brauneis. Sie entlaste Städte und Gemeinden und schütze „Leib und Leben, Hab und Gut“. Überdies bedeute es eine ökologisch sinnvolle Maßnahme beispielsweise für an solche Kleinsysteme gebundene Tiere und Pflanzen. Zudem könnten so landwirtschaftliche Flächen entlastet werden, weil sie zumindest bei mittlerem Hochwasser von Überflutung in größerem Ausmaß verschont blieben.
Die HGON wünscht sich, dass die Universität Witzenhausen ihre Vorschläge auf ihre grundsätzliche Machbarkeit hin untersucht. So bittet die Vogel- und Naturschutzorganisation die Kreisverwaltung, einen Forschungsauftrag dafür zu erteilen. Die Landwirtschaft soll maßgeblich beteiligt werden.
Wenn die Idee der Gewässerdynamik umgesetzt wird, sollen nach der Vorstellung der HGON als erstes Bereiche in Angriff genommen werden, die auf historischen Karten mit Flutmuldenstrukturen, Zweigarmen und Schluten gekennzeichnet sind und früher schon der natürlichen Wasserrückhaltung dienten. Die Bedeutung der hessischen Werra-Auen für den Natur- und Artenschutz mit der Möglichkeit der Schaffung von Rückzugsräumen hat die HGON in einer über 50-seitigen Broschüre zusammengefasst und dem Werra-Meißner-Kreis sowie der Universität Witzenhausen bereits zur Verfügung gestellt. (SFF)