Hochwasserschutz
und Ökologie gehen zusammen: Bundesweites Pilotprojekt erfolgreich
Umgestaltung des Hochwasserrückhaltebeckens Grimmelshausen ist machbar
14.09.2004
Erfurt. Mit einer für
alle Beteiligten äußerst erfolgreichen Bilanz ging am 14. September
die Tagung „Hochwasserschutz und Ökologische Durchgängigkeit
von Fließgewässern“ in der Thüringer Landeshauptstadt
zu Ende.
Die Abschlußtagung des DBU-Projekts „Machbarkeitsstudie zur Herstellung
der ökologischen Durchgängigkeit des Hochwasserrückhaltebeckens
(HRB) Grimmelshausen (Werra)“ präsentierte die Ergebnisse des gemeinsamen
Projekts von BUND, Thüringer Fernwasserversorgung und Hydrolabor Schleusingen.
Nicht zuletzt die Wasserrahmenrichtlinie fordert eine ökologische Durchgängigkeit
der Fließgewässer, wie sie durch viele Stauhaltungen oft nicht
mehr gegeben ist. Allein an der Werra gibt es 58 Querbauwerke. Das größte
und massivste Bauwerk im Oberlauf, das HRB Grimmelshausen (1,8 Mio m3 Stauraum)
wurde in einer Studie untersucht, um Möglichkeiten zur Wiederherstellung
der ökologischen Durchgängigkeit, das heißt für die Durchwanderbarkeit
des Flusses für Fische und andere Wasserorganismen, bei gleichzeitiger
Gewährleistung des Hochwasserschutzes, zu finden. Die Ergebnisse dieses
Pilotprojektes sind im Spannungsfeld von EU-Wasserrahmenrichtlinie und der
Forderung nach mehr Hochwasserschutz weit über die Werra hinaus bedeutsam.
„Hochwasserschutz und ökologische Durchgängigkeit sind keine Gegensätze“ betonte der Schirmherr des Projekts Dieter Althaus in seinem Grußwort zur Tagung. Die in Thüringen vorgelegte Studie könne auch ein Vorbild für den Umbau anderer Rückhaltebecken sein.
Das Projektteam aus Thüringer Fernwasserversorgung, Hydrolabor Schleusingen
und BUND Thüringen.
Das Hochwasserrückhaltebecken Grimmelshausen befindet sich an der Werra
unterhalb der Kreisstadt Hildburghausen in Thüringen. Es dient zum Schutz
vor kleineren Hochwasserereignissen und der Kappung von Hochwasserspitzen
und erhöht dadurch die Vorwarnzeit für die Unterlieger. Damm und
Dauerstau stellen ein unüberwindbares Hindernis für wandernde Fließgewässerarten
dar. Das gesamte obere Einzugsgebiet der Werra (270 Quadratkilometer) ist
damit vom Mittel- und Unterlauf abgeschnitten.
Unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Stiftung Naturschutz Thüringen, der David-Stiftung und der Deutschen Umwelthilfe, hatte der BUND Thüringen angeregt, nach Lösungen für den Umbau der Anlage zu suchen.
Mit dem Hydrolabor Schleusingen
wurde ein Partner gefunden, der diese Aufgabe in hoher Qualität leisten
konnte. Dipl.-Ing. Christiane Böhme stellte die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen
Untersuchungen den über 50 Teilnehmern aus verschiedenen Bundesländern
vor.
Ihr Fazit: „Im Ergebnis konnten wir Maßnahmen vorschlagen, die
sowohl Hochwasserschutz als auch ökologische Durchgängigkeit gewährleisten“.
Sie schlägt vor, den bestehenden Dauerstau zu entfernen und eine Wanderhilfe
für die Organismen in das Ablaßbauwerk zu integrieren. Dazu wurden
neben den hydraulischen Berechnungen auch umfangreiche Modellversuche durchgeführt.
Jens Peters, Hauptgeschäftsführer der Thüringer Fernwasserversorgung
zum weiteren Vorgehen beim Umbau: „Mit der Machbarkeitsstudie haben
wir den ersten und wichtigsten Schritt getan, unser Ziel ist es nun, bis 2006
mit den ersten Maßnahmen zur Umsetzung der Vorschläge zu beginnen.“
Bereits seit dem
Start des Projektes sorgte der BUND Thüringen durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit
für Interesse bei der Bevölkerung vor Ort. „Durch eine frühzeitige
Information und Einbeziehung der Bevölkerung vor Ort konnten wir Bedenken
aufgreifen und Fragen gezielt beantworten. Das hat zu einer breiten Akzeptanz
beigetragen.“ meint BUND-Projektleiter Stephan Gunkel dazu.
Zur
Tagungsdokumentation hier (Link)
Weitere Informationen zum geplanten Umbau des RHB Grimmelshausen hier (Link)
außerdem gibt es das
Faltblatt zum RHB Grimmelshausen (pdf, 441 kB)
Link
zur Webseite des BUND Thüringen
Für Rückfragen:
Stephan Gunkel, BUND, 0361-5550314, rivernet@gmx.de