Hochwasserkatastrophe – Thüringen setzt weiter auf Beton
BUND Thüringen fordert Auenschutzprogramm für Thüringen
25.08.05

Erfurt. Ökologischer Hochwasserschutz muss auch in Thüringen endlich Vorrang vor technischen Gewässerausbau haben, forderte der BUND Thüringen heute angesichts der Hochwasserkatastrophe im Alpenraum. Der Verband wies die Einschätzung der Landesregierung zurück, der natürliche Rückhalt beim Hochwasserschutz sei in Thüringen optimal.
„Während in unmittelbarer Nachbarschaft Städte und Dörfer in den Fluten versinken, setzen die Wasserbauer in Thüringen ungerührt auf Beton“, kritisiert Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. „Statt Deiche rück zu verlegen und Auen zu renaturieren, fasst die Landesregierung den millionenschweren Bau neuer Stauanlagen in Angelroda und Eisfeld ins Auge.“

Hoffmann verwies darauf, dass die Landesregierung bis zum Jahr 2010 146 Mio. Euro überwiegend für technischen Hochwasserschutz ausgeben wolle. Den Schwerpunkt der Ausgaben bildeten der Bau neuer Staubecken und die Sanierung von Deichen. Maßnahmen zur Auenrenaturierung würden dagegen nur punktuell verwirklicht, wie z.B. in dem vom BUND Thüringen initiierten Projekt zur Auenrenaturierung an der Werra zwischen Wartha und Sallmannshausen.

Anders als in Bayern, wo innerhalb der nächsten 20 Jahre 2.500 km Fließgewässer und 10.000 ha Uferfläche renaturiert werden sollten, fehle ein Auenschutzprogramm für Thüringen.

„Dabei liegen die Konzepte schon längst in den Schubladen“, erklärte Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. Sowohl für die Werra als auch für die Unstrut gebe es konkrete Vorstellungen, wo Überschwemmungsflächen durch Deichrückverlegungen zurück gewonnen werden könnten, Auwälder entstehen könnten und eine stärkere Vernetzung von Fluss und Aue wieder hergestellt werden könnten.

Zur Umsetzung dieser Konzepte bedarf es nach Einschätzung von Vogel einer landwirtschaftlichen Förderpolitik, welche die extensive Gründlandbewirtschaftung in der Aue mindestens ebenso lukrativ gestalte wie die bisherige Ackernutzung. Mit der Reform der europäischen Agrarpolitik seien die Rahmenbedingungen hierfür bereits geschaffen worden. Jetzt sei der Thüringer Landwirtschaftsminister gefragt, die entsprechenden Förderprogramme bereit zu stellen.

„Wo heute noch Deiche die Flüsse in ein enges Bett zwingen, um Äcker vor Überflutung zu schützen, könnten dann morgen schon Rinder und Pferde in einer naturnahen Aue weiden“, erklärte Vogel.

Für Rückfragen:
Dr. Burkhard Vogel, BUND Thüringen, Tel. 0361-5550310

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News August 2005