Eindeichung
von Wartha startet
Werra, 01.09.05
Eisenach/Stadtteil Wartha (Werra). Der Eisenacher Bauausschuss kündigt
den Baustart für die Eindeichung von Wartha an. Der BUND hatte im Vorfeld
das Vorhaben grundsätzlich begrüßt, jedoch Verbesserungen
im Detail vorgeschlagen. So wird die Möglichkeit der Auenüberflutung
als sinnvolle Hochwasserschutzmaßnahme für die Unterlieger begrüßt,
die Chance für eine Deichrückverlegung wurde nicht genutzt, die
gepflasterte Deichscharte und die Höhe der Deiche wurde als überdimensioniert
bezeichnet und vor allem die hohe Ufermauer in Wartha kritisiert. Stattdessen
solle eine Lösung mit teilweise mobilen Hochwasserschutzmauern gefunden
werden, da dies den Zugang zum Fluss weiterhin ermögliche, so BUND-Mitarbeiter
Tom Wey.
Die Gemeinde Wartha befindet sich an der Werra direkt unterhalb eines Flussabschnittes,
der durch ein Modellvorhaben zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Thüringen
strukturell verbessert werden soll. (Siehe Link am Ende dieses Artikels)
Blick auf Wartha beim Werra-Hochwasser 1994, Foto: Archiv Klaus Schmidt
Artikel aus der Thüringer Allgemeine:
Das Millionenprojekt
Eindeichung von Wartha startet
EISENACH. Der Stadtteil Wartha ist bei Werra-Hochwasser meist akut bedroht
und wird immer wieder überflutet. Pläne zu seiner Rundum-Eindeichung
sind bereits 1985 vorgelegt, aber nie verwirklicht worden. Jetzt geht´s
los. Bis zu fünf Millionen Euro kosten Dämme und Schöpfwerk.
Auf einer extra
nach Wartha verlegten Sitzung des städtischen Bauausschusses ist nun
der Baustart - wohl noch im September - angekündigt worden. Jahre wird
gebaut werden. Mit geschätzten 5 Millionen Euro Aufwand handele es sich
um eines der teuersten Bauvorhaben im Stadtgebiet, sagte der als Hochwasserschutz-Beauftragter
eingesetzte Dieter Stegmann. Dem Rathaus-Mitarbeiter kommt zugute, dass er
Wartha wie seine Westentasche kennt und einst hier Ortsbürgermeister
gewesen ist.
Nach Stegmanns Auskunft hat eine Arbeitsgemeinschaft aus zwei Baufirmen die ersten Aufträge erhalten. Die Arbeiter sollen am östlichen Ortsrand ein Schöpfwerk und ein Auffangbecken sowie eine Entwässerungsleitung bauen. Für diese erste Etappe in dem mehrjährigen Eindeichungsprogramm seien rund 600 000 Euro bereit gestellt worden. Geldgeber ist das Staatliche Umweltamt in Suhl, eine Landesbehörde. Die Hochwasserschutzbauten werden nämlich vom Freistaat Thüringen bezahlt. Die Stadt Eisenach ist nicht der Auftraggeber.
Im April 1994 hatte eine Jahrhundertflut den Ort (zurzeit 91 Einwohner) komplett unter Wasser gesetzt. Seither hat es wiederholt Überschwemmungen gegeben, alle paar Jahre wieder. Ende des vorigen Jahres ist bekannt geworden, dass mehrere hunderttausend Euro reservierter Fördergelder für die Eindeichung nicht abgerufen werden konnten, weil ein örtlicher Grundstücksbesitzer gegen die Hochwasserschutzbauten Klage eingereicht hat (TA berichtete). Laut Stegmann hat das Gericht in dem Fall noch immer nicht entschieden. Stegmann deutete aber an, dass eine beiderseits akzeptierbare Lösung unmittelbar bevor stünde.
An den westlichen, nördlichen und östlichen Flanken soll Wartha mit Erdwällen umringt werden. Ihre Höhe erreicht etwa 1,30 Meter. Längs der Werra an der Südseite des Dorfes ist eine uferbegleitende Schutzmauer geplant, deren innere Stahlspundwände bis fünf Meter tief in die Erde gerammt werden. Oberirdisch soll die Mauer etwa einen Meter hoch sein. Sie wird aus Beton gegossen und mit Naturstein verblendet - etwa wie bei den Schutzwänden längs der Hörsel in Wutha-Eichrodt.
Fachleute haben gemessen, dass bei Normalpegel in jeder Sekunde 32 Kubikmeter Wasser in der Werra an Wartha vorbei fließen. Bei leichtem Hochwasser, wie es alle zwei Jahre vorkommt, sind es schon 170 Kubikmeter. Statistisch alle fünf Jahre wird es schon gefährlicher: 250 Kubikmeter. Schon bei 200 Kubikmeter spült der Fluss in die Straßen.
Die Höhe der jetzt vorgesehenen Deiche und Hochwasser-Schutzmauer reicht aus, um den Ort zu schützen, wenn sich bis zu 290 Kubikmeter pro Sekunde durch die Werra wälzen. Für mehr müssten die Wälle auf bis zu zwei Meter Höhe geschüttet werden. So "umzingelt" und "eingemauert" möchten die Warthaer aber nicht sein. "Wir müssen die Werra also spalten", verbildlicht Stegmann, was sich die Planer ausgedacht haben. Und zwar einige hundert Meter stromaufwärts in Richtung Lauchröden. An dieser Stelle tritt der Fluss schon jetzt bei Schneeschmelze oder nach tagelangem Dauerregen übers Ufer - allerdings unkontrolliert. An etwa dieser Krümmung soll eine so genannte Deichscharte bewusst in die Uferbefestigung gebrochen werden. Eine 420 Meter breite Lücke, durch die sich ein großer Schwall des Werrawassers in die Auen ergießen soll. Was sich hier an Wasser ausbreitet, mindert die Deichhöhe rund um Wartha.
Betroffene Bewohner von Wartha mahnten während der Ausschussitzung aber: Wenn die Werraaue gezielt als Überflutungsbecken eingesetzt werden solle, müsse das Grabensystem zur späteren Trockenlegung endlich instand und regelmäßig gepflegt werden. Darauf hätten sie seit Jahren wiederholt hingewiesen. Leider ohne erkennbare Verbesserung.
Von Sven-Uwe VÖLKER,
01.09.2005
Thüringer Allgemeine Zeitung
Link
zur Thüringer Allgemeine Zeitung
Faltblatt zum Modellvorhaben als pdf-Datei (646 kB)
Für Rückfragen:
Stephan Gunkel, BUND Thüringen, Tel. 0361-5550314
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