Tiere, Menschen und der Fluss

Artikel in der TLZ Eisenach vom 04.08.2006 (LINK zur TLZ)

Lauchröden. (ep) Der Mensch ist manchmal schneller als das Tier. Die Arbeiten an der Mündung der Elte in die Werra in Lauchröden haben zwei Ziele: Die Tiere sollen sich wohler fühlen und die Menschen sollen wieder "ihrer Werra" näher kommen. Die ersten Kanuten haben das nun dort abgeflachte Ufer bereits für eine Pause angesteuert und die ersten Angler sind auch schon da. Die Tiere tun sich noch etwas schwer, die Arbeiten sind ja auch noch nicht abgeschlossen.

Eine EU-Richtlinie sagt aus, dass die Gewässer in den Mitgliedsstaaten wieder naturnäher gestaltet werden sollen. Um Erfahrungen zu sammeln, wie so etwas geht, gibt es zehn Modellprojekte in Thüringen, eines betrifft einen etwa zehn Kilometer langen Werraabschnitt zwischen Wartha und Sallmannshausen, "Lebendige Werra" ist es überschrieben. Das Staatliche Umweltamt Suhl hat den Hut dafür auf.

Bagger am Werk
Dabei gibt es zwei Schwerpunkte, zum einen soll ein Altarm der Werra im Bereich "Sallmannshäuser Bogen" wieder an die Werra angeschlossen werden. Zum anderen wurde im Bereich der Einmündung der Elte in die Werra heftig gearbeitet. Zunächst wurde dort ein Flussufer abgesenkt. Dazu wurden 190 Quadratmeter Betonplatten, 120 Tonnen loser Bauschutt und lange Spundwände, die als Befestigung dienten, aus dem Uferbereich geholt. Weitere Platten liegen noch im Einmündungsbereich der Elte, auch sie kommen wieder heraus. Ziel ist es, dass künftig nicht nur die Forelle sich den Weg die Elte hinaus bahnen kann, sondern auch schwimmschwächere Fische wie die Barbe. Denn nur in den Zuflüssen finden die Fische noch den Lebensraum für ihren Nachwuchs. "Die Werra selbst ist viel zu versalzen, da würde der Laich nicht überleben", weiß Stephan Gunkel vom Bund, den das Umweltamt miteingebunden hat. Doch auch für weitere Tiere soll durch das Gesamtprojekt wieder ein Lebensraum geschaffen werden - Biber, Fischotter und einige Amphibienarten sind da zu nennen.

In Lauchröden ist nun durch die Uferabsenkung auch ein neuer Platz entstanden, der so die Hoffnung der Planer, nun auch vom Menschen wieder angenommen wird, bislang war es eher eine Dreckecke. Ortsbürgermeister Gerd Borchardt versprach auch, dass sich der Ort dieser Aufgabe stellen wolle, "im Rahmen unserer Möglichkeiten".

Für das Staatliche Umweltamt ist der jetzigen Bau nur ein Feld auf dem man Erfahrungen sammeln wollte. Auch die Planung und vor allem die Bürgerbeteiligung waren die anderen Felder. Denn ohne dass jemand Land abgibt, sind solche Projekte gar nicht machbar. "Wir haben mit Gemeinden und Eigentümern, vor allem mit der Landwirtschaft diskutiert und sachlich gestritten", so Umweltamts-Mitarbeiterin Damrath. Letztlich seien aber viele Betroffene zu einem Grundstückstausch bereit gewesen. Damrath: "Wir haben da sehr viele positive Erfahrungen sammeln können".

Und Heinrich Semisch findet es auch gut. Der Angler holte schon den ein oder anderen Fisch genau dort aus dem Wasser.

04.08.2006 Von Peter Rossbach

Für Rückfragen zum Modellvorhaben:
SUA Suhl, Frau Damrath, 03681-860-575
Weitere Infos und bilder finden Sie auf der Homepage des Umweltministeriums zur Wasserrahmenrichtlinie: www.flussgebiete.thueringen.de
Und auf der Internetseite des Projektes „Lebendige Werra“: www.lebendige-werra.de

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News August 2006