"Härter als hart"

Thüringer Allgemeine vom 06.03.2007; Von Alexander DEL REGNO (Link zur TA)

1000 Jahre lang will der hessische Konzern Kali+Salz Chloridlauge in die Werra leiten. Doch nicht nur die Salzbelastung hat wohl gravierende Folgen - auch die von Hessen und Thüringen gebilligte Erhöhung des Magnesiumgehaltes schädigt Pflanzen und Tiere.
ERFURT. 2500. Das ist die Zahl, um die sich beim Widerstand gegen die Salzeinleitung in die Werra alles dreht: 2500 Milligramm pro Liter ist seit 1942 der Grenzwert für Chlorid.
Doch es gibt noch einen weiteren Wert, der nicht weniger gefährlich für den Fluss ist: 90. Das ist der Härtegrad des Wassers, den das Landesverwaltungsamt 2003 dem hessischen Kali-Konzern Kali+Salz zubilligte. Besonders hartes Trinkwasser hat einen Wert von 21 Grad. 90 Grad seien dagegen "jenseits des Verantwortbarem", sagt der Gewässerexperte Stephan Gunkel vom Thüringer Umweltverband BUND. Dabei galt selbst zu Kriegszeiten nur ein Wasserhärtegrad von 50.
Bereits Mitte der 90er-Jahre wurde der Wert, der den Kalzium- und Magnesiumanteil angibt, auf 65 Grad erhöht. Nun liegt er jedoch über 44 Prozent höher als im Zweiten Weltkrieg - um die geplante Salzeinleitung wasserrechtlich überhaupt erst zu ermöglichen. Im Auftrag des Thüringer Umweltministeriums stimmte die untergeordnete Behörde der umstrittenen Erlaubnis des Regierungspräsidiums Kassel zu: "Einer auf maximal sechs Jahre befristeten Erhöhung des Überwachungswertes für Gesamthärte am Pegel Gerstungen wird [. . .] zugestimmt", heißt es in dem Papier von 2003, das der Redaktion vorliegt. Bis dahin müsse K+S aber die ökologischen Folgen der Wasserhärte untersuchen, so Klaus Möhle vom Umweltministerium in Erfurt gegenüber TA.
Für BUND-Experte Gunkel liegen die Probleme schon jetzt auf der Hand. Verschiedene Flohkrebsarten könnten keinen Panzer bilden. Den wenigen Fischen, die allein durch den hohen Salzgehalt gefährdet sind, fehle die Nahrung, denn Stein- und Libellenlarven kämen ebenfalls mit dem Magnesium nicht klar, argumentiert der Umweltschützer.
Noch hat K+S den Bau der 63 Kilometer langen Pipeline, die von Neuhof bei Fulda bis nach Philippsthal reichen und jährlich bis zu 700 000 Kubikmeter Abraum in die Werra leiten soll, nicht offiziell beantragt. Der rechtliche Rahmen dafür ist jedoch bereits geschaffen.
Mit Thüringer Amtshilfe.

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News März 2007