Der
Kalibergbau hat Tradition im "Werra-Revier"
Mit dem wirtschaftlich erfolgreichen Kalibergbau gehen jedoch seit Beginn
des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem durch Produktionsrückstände
bedingte Umweltbelastungen einher.
Die
Salzbelastung stellt für das Grundwasser und die betroffenen Flüsse,
wie Ulster, Werra und Weser ein erhebliches Problem dar.
+ Salzeinleitungen in Oberflächengewässer
+ Kalihalden und deren Auswirkungen
+ Salzeinleitungen in den Untergrund
+ Versalzung der Landschaft durch Streusalz und Düngemittel
Salzeinleitungen
in Oberflächengewässer
Die Salzfrachten, die in die Werra gelangen, stammen
zum Teil direkt
aus der Kalisalzproduktion und zum anderen
Teil von
den Kalihalden.
Die Direkteinleitungen betragen derzeit 5-9 Millionen Kubikmeter pro Jahr.
Dabei wurden die Einleitungen seit dem Jahr 2000 an die Wasserführung
der Werra gekoppelt, so dass in trockenen Jahren weniger, in niederschlagsreichen
Jahren jedoch mehr Abwasser eingeleitet wird.
Nur bei Hochwasser sinken die Salzgehalte auf Werte unter 500 mg Cl/l Werrawasser
(gemessen bei Gerstungen). Obwohl die meisten Hochwasserereignisse eine kurze
Zeitspanne haben, erfüllen Sie jedoch eine wichtige ökologische
Funktion: Die entlang des Flusses liegenden Lebensräme in der Aue werden
wieder mit dem Hauptlauf vernetzt und verbunden. Dies ist sowohl für
eine Reihe von Fischarten, aber auch für Amphibien wichtig. Deshalb ist
die niedrige Salzkonzentration der Werra gerade im Hochwasserfall von besonderer
Bedeutung: es wird dadurch vermieden, dass weitere Lebensräume unnatürlich
versalzen werden.
Insgesamt haben die Extremwerte im Hauptlauf durch salzhaltige Abwässer
zwar abgenommen, diese führen aber immer noch zu einer starken Versalzung
der Werra und der Weser. Die Auswirkungen auf die Fauna sind so erheblich,
dass im Unterlauf der Werra ab den Salzeinleitungen der Kali+Salz AG die ökologische
Bewertung des Wasserkörpers nach Wasserrahmenrichtlinie als "sehr
schlecht" (Kategorie 5 von 5) einzustufen ist.
Der auch heute noch gültige Grenzwert für den Chloridgehalt der
Werra stammt aus dem Kriegsjahr 1942. Er wurde 1947 unter Festlegung von "Verschmutzungsanteilen"
für Ost und West fortgeschrieben.
Mit
einem Wert von 2.500 mg/l ist er aus ökologischer Sicht viel zu hoch
angesetzt. In den 90-er Jahren wurde zudem der Grenzwert für die Wasserhärte
auf ein völlig unübliches Maß angehoben: er beträgt nun
90° dH!
Natürlich liegt es im Interesse der Firma K&S, diese Grenzwerte weitgehend
auszunutzen.
Damit ist die untere Werra auf 150 Kilometern Länge so stark versalzen,
dass nur wenige Fische und kaum andere Kleintiere in diesem Wasser leben können.
Diese Situation verbessert sich erst mit dem Zufluss der Fulda.
Kaliwerk "Werra" an der Ulster (Bild 1), Salzeinleitung in die Ulster
(Bild 2), Blick auf die Rohröffnung (Bild 3). Fotos:S. Gunkel
Klicken Sie auf die bilder, um sie zu vergrößern.
Einen Einblick zu den Auswirkungen bot der Vortrag von Prof. Braukmann
und Dipl.-Ing. Hübner auf der Tagung am 11.10.2003 zum Thema "Die
ökologischen Folgen der Werra-Versalzung"(pdf-Datei, 1MB).
Eine "Lebendige Werra" auch im Unterlauf erfordert daher ein Ende
der Werra-Versalzung. Siehe hierzu auch die Pressemitteilung
des BUND (2003) (pdf-Datei, 7 kB)
Kalihalden und deren Auswirkungen
"Seit Beginn des Kalibergbaus haben sich in Deutschland rund 1 Milliarde
Tonnen Rückstandssalze zu Kalihalden aufgetürmt. Sie bestehen fast
vollständig aus Salz (NaCl), von dem aber bisher kein Gramm verwendet
wird." (Dr. R. Krupp im BUND-Magazin 4/2004)
An der Werra reichen nach Angaben der K+S AG aufgrund der Kalihalden bei bestimmten
Wetterlagen allein schon das Niederschlagswasser und die aus den Salzlaugen-Verpressungen
in den geologischen Untergrund stammenden "diffusen Einträge",
um den Grenzwert von 2.500 mg/l Werrawasser zu erreichen.
Während die K+S AG dies in ihren Argumentationen gern als "Grundbelastung"
hinstellt (so als sei dies geogen bedingt oder durch Gott gegeben) sind es
in Wirklichkeit natürlich Überreste des profitablen Kalibergbaus,
für die der Verursacher und nicht der Steuerzahler geradestehen muss.
Die geogene Hintergrundbelastung ist um Größenordnungen geringer
und läge für die Werra unterhalb von 100 mg/l Cl.
Der "Monte Kali" - eine 60 Millionen Kubikmeter große
Abraumhalde aus dem Kalibergbau - prägt als höchste Erhebung die
Landschaft rund um Heringen.
Jedes Jahr kommen im Werra-Revier 9 Millionen Kubikmeter hinzu.
Nebenbei
werden teilweise auch andere Stoffe wie Bauschutt und Industrieabfälle
zur Abdeckung und Deponierung auf Salzhalden zugelassen (Beispiel Sigmundshall
bei Hannover).
Dabei wäre eine Nutzung der Salze durchaus möglich: aus den Rückständen
ließen sich Industriesalze gewinnen, als Nebenprodukte würden teilweise
hochwertiges Magnesiumhydroxid und Gips anfallen.
Salzeinleitungen in den Untergrund
Während Salzeinleitungen in unsere Gewässer und die großen
Kalihalden deutlich sichtbar sind, ist die Verpressung von Salzabwässern
mehrere Hundert Meter tief in den Untergrund nicht sichtbar und scheinbar
ohne negative Auswirkungen. Schließlich kommt das Salz ja auch von da
unten, dann kann es ja auch wieder dorthin, oder?
Seit Beginn des Kalibergbaus wurden im Werra-Gebiet über 1 Milliarde
Kubikmeter Salzabwasser versenkt. Das entspricht der gewaltigen Wassermenge,
die in einem ganzen Jahr die Werra hinunterfließt.
Ein umfangreiches Messnetz sollte die Verpressung im Untergrund überwachen.
Es kann aber die Auswirkungen der Salzlaugenverpressung in den Plattendolomit
nicht verhindern.
Schon jetzt treten in bestimmten Regionen neue Salzquellen zu Tage, die auf
die Verpressung zurückzuführen sind.
Ein anderer Prozeß vollzieht sich ebenfalls langsam, aber stetig: das
Grundwasser wird in den entsprechenden Schichten weiträumig durch die
Salzeinleitungen beeinträchtigt. Im Bereich von geologischen Verwerfungen
gibt es Salzwasserübertritte in die Süßwasser führenden
"Grundwasserstockwerke". So geht man mittlerweile davon aus, dass
mehr als 500 Quadratkilometer im Untergrund durch die Salzwasserverpressung
beeinflusst sind. Schon jetzt wird daher den Gemeinden im "Revier"
davon abgeraten, ihren Trinkwasserbedarf aus dem Grundwasser zu decken.
Versalzung der Landschaft durch Streusalz und Düngemittel
Wo
geht es hin, das viele Salz, mit dem sich so trefflich verdienen läßt?
Der Großteil wird zur Düngung eingesetzt, allerdings landet auch
ein Teil im Winter auf unseren Straßen und von da aus wieder in Bächen
und Flüssen.
Mineralische Kalisalzdüngung ist in der intensiven Landwirtschaft meist
mit einer Reihe anderer Wirtschaftsweisen, wie Be- und Entwässerung,
sowie Aufbringung von Giften gegen Tiere und Unkräuter verbunden. Dies
belastet nicht nur den Stoffkreislauf in der Natur, sondern vor allem auch
unsere Lebensmittel. Eine falsche Bewirtschaftung kann zur Versalzung ganzer
Landstriche führen.
Salzgehalte und Grenzwerte
Werra bei Bad Salzungen: 65 mg/l Cl (Messung vom Juni 2003)
Grenzwert Trinkwasserverordnung: 200 mg/l Cl
Genehmigter Grenzwert untere Werra: 2.500 mg/l Cl
Ostsee: 1.000 - 20.000 mg/l Cl
Weitere Informationen:
Informationen zur geplanten Salzrohrleitung aus Neuhof
an die Werra
Vortrag zur Werra-Versalzung
auf dem Werra-Main-Forum im November 2005
Link
zum Zwischenbericht des Pilotprojekts "Werra Salzabwasser" (Webseite
des HMULV)
Pressemitteilung
des BUND Thüringen zur geplanten Rohrleitung an die Werra (03/2006)
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