Seit
Februar 2006 ist es offiziell:
Die K+S GmbH plant eine Salzrohrleitung von Neuhof/Fulda nach Hattorf/Unterbreizbach
Die Fakten in Kürze:
Bei dem anfallenden Salzabwasser handelt es sich um Haldenabwasser,
welches durch Niederschlag auf eine Salz-Abraumhalde entsteht, indem die dort
gelagerten Salze durch das Wasser gelöst werden. Schon jetzt fallen je
nach Niederschlag bis zu 700.000 Kubikmeter Salzabwasser an. Da die Halde
mit Genehmigung aus dem Jahr 2003 durch die weitere Bergbautätigkeit
noch vergrößert werden soll, ist in Zukunft mit höheren Mengen
zu rechnen.
Bisher
wurden die Salzabwässer in Neuhof in den Plattendolomit versenkt, was
auch keine optimale Lösung darstellt. Angeblich sind die dort nutzbaren
Hohlräume nun erschöpft, so dass das Unternehmen andere Entsorgungswege
sucht, um die geplante Haldenerweiterung und die weitere Produktion in Neuhof
durchführen zu können.
Länge und Verlauf der Rohrleitung
Nach Angaben des Unternehmens soll die mehr als 60 km lange Trassenführung
unter Nutzung einer bereits vorhandenen Gasrohrleitungstrasse erfolgen. Im
Raumordnungsplan für Nordhessen sind hier Rohrleitungen eingezeichnet,
allerdings ist eine Salzrohrleitung nicht eindeutig zu erkennen.
Auswirkungen?
Im Scopingtermin am 1. Februar 2006 wurden nur die Umweltauswirkungen
des Baues der Rohrleitung betrachtet, nicht aber die Auswirkungen weiterer
Salzeinleitungen auf die Ökosysteme von Werra und Weser. Da aber die
Grenzwerte von bis zu 2.500 mg Chlorid pro Liter Werrawasser (Pegel Gerstungen)
schon jetzt fast völlig ausgefüllt sind, sollen die zusätzlichen
Einleitungen offenbar in die Hochwasserwelle eingeleitet werden. Dann wären
auch die Lebensräume in der Werra-Aue betroffen.
Bezogen auf die Größe der Salzhalde bei Neuhof müsste die
Salzabwasserleitung über 1.000 Jahre in Betrieb sein, um die Halde vollständig
aufzulösen.
In Versuchen des Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Berlin wurde die Giftigkeit der Neuhofer Haldenabwässer untersucht und
nachgewiesen. Ergebnis ist: bei einem Salzgehalt, der dem genehmigten Grenzwert
entspricht, können sich aus dem Laich der Versuchsfische keine gesunden
erwachsenen Tiere entwickeln. Dabei wurde auch festgestellt, dass nicht so
sehr die Anteile an Chlorid, sondern vielmehr die Kaliumgehalte des Wassers
verbunden mit weiteren Bestandteilen fischschädigend wirken.
Zeitlicher
Ablauf
Bis zum Ende des Jahres 2006 wollte die K+S GmbH die Unterlagen für
das Planfeststellungsverfahren vorlegen. Bis Juni 2007 ist dies allerdings
noch nicht geschehen.
Das Unternehmen rechnet damit, noch etwa 20 bis 30 Jahre Kalibergbau am Standort
betreiben zu können. Dabei wird die Abraumhalde noch ganz erheblich erweitert.
Sofern keine anderen Maßnahmen getroffen werden, sollen dann mehr als
500.000 Kubikmeter Wasser über mehrere hundert Jahre anfallen und offenbar
in die Werra geleitet werden.
Wer in Zukunft für die Altlasten einsteht, ist ungewiß. Schließlich
gibt es derzeit auch am Oberrhein einen Streit um die Verantwortung für
versalzene Grundwasserkörper, bei dem die K+S GmbH bisher alle gerichtlichen
Instanzen bemüht, um nicht zur Verantwortung gezogen zu werden.
Salzgehalte und Grenzwerte
Werra bei Bad Salzungen: 65 mg/l Cl (Messung vom Juni 2003)
Grenzwert Trinkwasserverordnung: 200 mg/l Cl
Genehmigter Grenzwert untere Werra: 2.500 mg/l Cl
Ostsee: 1.000 - 20.000 mg/l Cl
Weitere Informationen:
Kalibergbau und Versalzung der Werra
Vortrag
zur Werra-Versalzung und Verschlechterungsverbot (pdf, 15 kB)
(Vortragsfolien als pdf-Datei,
2,5 MB)
Vortrag zur Werra-Versalzung
auf dem Werra-Main-Forum im November 2005
Link
zum Zwischenbericht des Pilotprojekts "Werra Salzabwasser" (Webseite
des HMULV)
Pressemitteilung
des BUND Thüringen zur geplanten Rohrleitung an die Werra (03/2006)
Link zur BI "Rettet
die Werra"
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